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19.04.2023

Deutschlandticket - Gültigkeit und Vertrieb im Landkreis Hildburghausen

Durch das von der Bundesregierung beschlossene Deutschlandticket („49-Euro-Ticket“) rückt der öffentliche Personennahverkehr so stark in den Fokus wie selten zuvor. Auch den Fachbereich ÖPNV der Kreisverwaltung beschäftigte in den letzten Wochen kaum ein anderes Thema. So begrüßenswert das Ticket für den Fahrgast und die klima- und verkehrspolitischen Ziele ist, so herausfordernd sind die mit dessen Einführung verbundenen rechtlichen, finanziellen und technischen Hürden. „Gerade im ländlichen Raum sind Landkreise und Verkehrsunternehmen unter hohem Zeitdruck mit einer Vielzahl von Aufgaben und Fragestellungen im Zusammenhang mit dem neuen Tarifangebot konfrontiert“, sagt Vizelandrat Dirk Lindner.

Fest steht, dass das Ticket zum 01.05.2023 eingeführt wird und alle Verkehrsunternehmen in Deutschland zu dessen Anerkennung verpflichtet sind. Das Deutschlandticket wird somit ab Mai auch in allen Linien von WerraBus ohne zeitliche und örtliche Beschränkung als Fahrschein gültig sein.

Dabei ist das Deutschlandticket nur bedingt mit dem im Sommer 2022 vorübergehend eingeführten 9-Euro-Ticket vergleichbar. Während das 9-Euro-Ticket fast überall auch als Papierfahrschein direkt in den Bussen oder Nahverkehrszügen erhältlich war und auf dem Ticket lediglich der Name eingetragen werden musste, soll das Deutschlandticket nach den Vorgaben des Bundes ausschließlich digital und als monatlich kündbares Abonnement vertrieben werden. Digital heißt, dass entweder ein Handy-Ticket mit persönlichem Barcode oder eine elektronisch kontrollierbare Chipkarte ausgegeben werden darf. Der Erwerb als Papierfahrschein direkt im Bus ist nicht möglich.

Den Landkreis Hildburghausen, der wie die Südthüringer Nachbarlandkreise keinem Verkehrsverbund angehört und wo Abonnements im ÖPNV bislang keine Rolle spielen, stellt diese Vorgabe vor große Herausforderungen. Gemeinsam mit dem beauftragten Verkehrsunternehmen WerraBus wurden verschiedene Wege zur Einrichtung digitaler Vertriebsplattformen sowie zur Aufrüstung von Kontrollgeräten in den Bussen geprüft.

Nach Abwägung von Kosten, Nutzen und der zu erwartenden Ausgleichszahlungen des Landes hat sich die Verwaltung dafür ausgesprochen, schnellstmöglich die notwendigen Geräte zur Kontrolle digitaler Tickets in den Bussen aufzurüsten, vorerst jedoch keine eigene Vertriebsplattform für Handytickets bzw. Chipkarten aufzubauen.

Maßgeblich hat zu dieser Entscheidung beigetragen, dass bereits zahlreiche Anbieter am Markt verfügbar sind, welche vielen Fahrgästen bekannt sind und auch bereits seit Anfang April für den Vorverkauf genutzt werden.

Dem Landkreis entsteht zumindest in 2023 kein finanzieller Nachteil durch das Fehlen eines eigenen Vertriebsweges, da Einnahmeverluste wie bisher über eine Art Rettungsschirm ausgeglichen werden. Im Gegenteil wäre der Aufbau einer App-Lösung und einer sogenannten Abonnementverwaltung mit erheblichen Investitionskosten verbunden, welche voraussichtlich nur zu geringen Teilen rückerstattet werden. „Da die meisten ÖPNV-Reisenden im Landkreis Gelegenheitsfahrer oder Auszubildende sind, würden die Mehrausgaben des Landkreises nicht im Verhältnis zur erwarteten Nutzerzahl stehen“, so Dirk Lindner. Auch der Ausschuss für Kreisentwicklung, Umwelt, Bau und Digitales hat sich mehrheitlich für diesen Umsetzungsvorschlag ausgesprochen.

Fahrgäste im Landkreis Hildburghausen, die das Deutschlandticket nutzen möchten, können dieses über Smartphone-Apps wie den DB-Navigator als Handyticket erwerben. Auch einige Verkehrsunternehmen in der Region bieten Smartphone-Lösungen und/oder Chipkarten an. Aktuelle Auflistungen von Verkehrsunternehmen in Thüringen, welche das Abonnement als Chipkarte oder als Handyticket anbieten, sind auf der Website des

Verkehrsverbundes Mittelthüringen (VMT):

https://www.vmt-thueringen.de/deutschlandticket/#a4089 oder von

Bus & Bahn Thüringen e.V. (BBT):

https://www.bus-bahn-thueringen.de/dticket/ zu finden.

Da es sich um ein einheitliches Ticketangebot mit deutschlandweit identischen Tarifbestimmungen handelt, spielt es keine Rolle, wo und auf welchem Weg das Ticket gekauft wird. Jedes Deutschlandticket ist überall gleichermaßen als Fahrschein gültig.

Zu beachten ist, dass das Deutschlandticket keine Mitnahmeregelungen beinhaltet und somit für die Mitnahme von Kindern, Tieren, Fahrrädern und größeren Gepäckstücken im Landkreis Hildburghausen weiterhin die Tarifbestimmungen und Beförderungsentgelte von WerraBus gültig sind.

Fahrgäste sind dazu verpflichtet, zur Kontrolle stets einen amtlichen Lichtbildausweis (Personalausweis oder Reisepass) mitzuführen. Ab spätestens Mitte des Jahres, sobald Kontrollgeräte zur Verfügung stehen, soll das digitale Auslesen des Deutschlandtickets in den Bussen von WerraBus möglich sein.

Allgemein besteht bei der Digitalisierung des ÖPNV im Landkreis noch Ausbaubedarf. Landkreis und WerraBus werden daher am Aufbau einer elektronischen Ticket-App arbeiten. Jedoch soll dieses in der Lage sein, verschiedene Fahrscheinarten zu vertreiben und nicht ausschließlich auf das Deutschlandticket beschränkt sein. Die Kontrollgeräte werden in der Lage sein, alle standardisierten Barcodes von elektronisches Tickets zu erfassen.

Ob die Schülerbeförderung ab dem Schuljahr 2023/24 ganz oder teilweise auf Basis des Deutschlandtickets abgewickelt wird – für den Schülerverkehr käme dafür lediglich die Chipkartenlösung infrage – hängt von noch offenen finanziellen und rechtlichen Fragen ab und wird in den zuständigen Landkreisgremien behandelt werden.

Die Tarifbestimmungen für das Deutschlandticket werden rechtzeitig vor dessen Gültigkeitsbeginn auf der Website von WerraBus (www.werrabus.de) veröffentlicht. Fragen beantwortet das WerraBus-Kundenservicebüro unter 03685/4049274 oder info@werrabus.de.

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